50 Jahre ÖGKFO
Geschichte der Internationalen Kieferorthopädischen Fortbildungstagung in Kitzbühel
Am 4.11.1971 wurde in einem denkwürdigen Treffen im Cafe Haag in der Schottengasse in Wien von Wilhelm Brenner, Hans Kinast, Heinz Poschacher, Helmut Klampfer, Peter Freunthaller und anderen eine Arbeitsgemeinschaft (ARGE) für Kieferorthopädie im Zahnärztlichen Interessensverband (ZIV) gegründet. Sie sollte einen zahnärztlichen Gegenpol zu der so erfolgreichen Weiterbildungstätigkeit der Dentisten mit ihren Tagungen in Bad Gastein bilden. 1972 fand die erste kieferorthopädische Fortbildungstagung in Kitzbühel - damals noch im Schloss Lebenberg - statt, die bis 1979 gemeinsam mit der Bundesfachgruppe der Zahnärztekammer (BUFAZ) und dem ZIV stattfand, danach aber ausschließlich von der ARGE für Kieferorthopädie der Österreichischen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (ÖGZMK) organisiert wurde und bis heute besteht.
Zuerst stand Hans Kinast an der Spitze der Veranstaltung. Mit der Gründung der ARGE in der ÖGZMK übernahm Helmut Droschl deren Führung und die des Kongresses, wobei ihm Hans Kinast und ab 1981 auch Dentist Otto Vyslozil nach der Aufnahme der Dentisten in die ÖGZMK helfend zur Seite standen. Bemerkenswert ist außerdem die Tatsache, dass es ab 1980 für einige Zeit ein gemeinsames Programmheft für die Kitzbüheler und die Gasteiner Tagung gab, wobei zweitere sich sehr stark der prothetischen bzw. gnathologischen Thematik zuwandte. Allerdings gab es in dieser Zeit sowohl in Gastein Auftritte berühmter Kieferorthopäden (wie z. B.: Rolf Fränkel) als auch Vorträge von Gnathologen in Kitzbühel (wie z.B.: Siegfried Kulmer).
Martin Richter trat 1982 in den Vorstand ein, zehn Jahre später Hans Peter Bantleon. Seit diesem Zeitpunkt wechselten sich die Vorstände der kieferorthopädischen Abteilungen der drei Österreichischen Universitäten als Tagungspräsidenten jährlich ab. 2011 traten Adriano Crismani (Innsbruck) die Nachfolge von Martin Richter und Brigitte Wendl (Graz) die von Helmut Droschl an.
Bis zum Jubiläumsjahr 2022 haben 314 Vortragende aus ganz Europa, aber auch Übersee, insgesamt 695 Vorträge und Seminare abgehalten, wobei sich die Liste der Vortragenden wie ein Who is Who der Granden der Kieferorthopädie aus aller Welt darstellt: Arne Björk, Robert Murray Ricketts, Carl Gugino, Björn Zachrisson, Birte Melsen, Ingrid Rudzki und viele andere. Wenn mit 13% die 42 weiblichen Vortragenden auch nur 13% aller Vorträge ausmachten, ist es doch bemerkenswert, dass mit Herta Byloff schon bei der ersten Tagung 1972 eine Frau ans Rednerpult trat. In diesen 50 Jahren hat Björn Zachrisson die meisten Vorträge (11) gehalten.
Neben dieser Hauptveranstaltung der ARGE Kieferorthopädie gab es viele Jahre lang noch sehr viele kleinere Sommertreffen in verschiedenen Orten Österreichs.
Die von der ARGE für Kieferorthopädie als Entwurf der drei öffentlichen Universitätszahnkliniken eingebrachte Forderung zur Einführung eines damals bezeichneten „Klammerfacharztes für Kieferorthopädie“ wurde sehr emotional diskutiert. Doch bis heute konnte noch keine Ausbildung zum Fachzahnarzt für Kieferorthopädie umgesetzt werden. Allerdings wurde 1998 ein „Austrian Board“ eingerichtet. Nach dem Vorbild der European Orthodontic Society kann man mittels einer Prüfung die Mitgliedschaft in diesem Board erlangen, was die besondere Befähigung zu dem Fach Kieferorthopäde unter Beweis stellt.
Seit 2006 werden jährlich im Rahmen der Kieferorthopädischen Fortbildungstagung die drei besten wissenschaftlichen Arbeiten nach sorgfältiger internationaler Bewertung prämiert.
Die Gründung einer Gesellschaft erfolgte im Jahr 1996.
Ziel der Gesellschaft war es stets, den internationalen Gedankenaustausch zur Verbesserung der Behandlungsmöglichkeiten zu nutzen und die Aus- und Weiterbildung von Kollegen des In- und Auslandes zu fördern, aber auch den fast familiären Charakter der Kitzbüheler Tagung zu wahren, um den kollegialen Dialog auch über den rein fachlichen Bereich hinaus zu pflegen.
Last, but not least darf nicht unerwähnt bleiben, dass viele Dentalfirmen – ob groß oder klein – durch ihre langjährige Partnerschaft einen wichtigen Beitrag zum Gelingen der Kongresse geleistet haben. Diese Kooperation von Wissen- schaft und Industrie sollte ein positives Signal für die nächsten 50 Jahre Kieferorthopädischer Kongresse in Kitzbühel sein.